„Home Tweed Home“: Heinz Frank und seine vestimären Praktiken
Dass Mode performativ gesehen werden muss, wenn sie sich sowohl räumlich als auch zeitlich in Bewegung befindet, muss für Heinz Frank ein Credo gewesen sein, lange bevor sich die Forschung zur Mode mit deren räumlichen und medialen Implikationen beschäftigte.
Avant-Garde and Liberation
24 Kunstschaffende aus Südasien, Afrika, Europa und den Amerikas spiegeln die jahrzehntelange Forschung von Christian Kravagna, Professor für Postcolonial Studies an der Akademie der Bildenden Künste Wien, wider, der gemeinsam mit Matthias Michalka die Ausstellung kuratiert hat.
Con i miei occhi – Mit meinen Augen
Es gibt kaum einen größeren Gegensatz zum Massentourismus in Venedig als das Frauengefängnis auf der Giudecca in einem alten Kloster. Hier die Millionen Tourist:innen, die die Lagunenstadt in Besitz nehmen, dort ein geschlossenes Haus, wo verurteilte Frauen von der Öffentlichkeit weggesperrt, eine bestimmte Zeit ihr Leben in diesem engen Rahmen verbringen müssen. Als Strafe und, wie Papst Franziskus es bei seinem Besuch am 28. April 2024 im Gefängnis formulierte, in der Hoffnung auf seelische und körperliche Erneuerung.(1)
In diesem Frauengefängnis, ursprünglich ein Kloster, das auf das 16. Jahrhundert zurückgeht, ist 2024 der Pavillon des Heiligen Stuhls der 60. Biennale von Venedig untergebracht, kuratiert von Bruno Racine und Chiara Parisi.
Angelika Loderer
Die jüngste Ausgabe von Texte zur Kunst, die der Skulptur gewidmet ist, beginnt mit der Feststellung, dass die Bezeichnung Installation zunehmend in den Hintergrund tritt, während der Begriff des Skulpturalen Konjunktur hat.(1) Wie aber verhält es sich mit Präsentationen von Objektgruppen, die der Skulptur verpflichtet sind, allerdings ebenso konstellative, wenn nicht installative Situationen ausbilden, wie das in Angelika Loderers Ausstellung Soil Fictions im Belvedere 21 der Fall ist?
Broncia Koller-Pinell
In der legendären Kunstschau von 1908, in der Broncia Koller-Pinell Bilder und Holzschnitte zeigte, war auch ein Porträt von ihr zu sehen, von Heinrich Schröder ausgeführt, mit dem sie über viele Jahre eine Ateliergemeinschaft teilte. Später werden sie andere Künstler:innen wie Anton Faistauer, Albert Paris Gütersloh, Carl Hofer oder ihre Tochter Silvia porträtieren, was nun neben einer Auswahl an Werken von Koller-Pinell den Kern der Belvedere-Ausstellung Broncia Koller-Pinell. Eine Künstlerin und ihr Netzwerk bildet, die kuratiert von Alexander Klee und Katharina Lovecky von Nicole Six und Paul Petritsch gestaltet ist.
Auf den Schultern von Riesinnen
Unter dem einprägsamen Titel Auf den Schultern von Riesinnen versammelt Nina Schedlmayer 14 künstlerische Positionen von Frauen, die sich in eine weibliche Geschichte der Kunstproduktion einschreiben und sich mit dem Schaffen von Künstlerinnen anderer Generationen von Artemisia Gentileschi bis Anna-Lülja Praun, Valie Export und Florentina Pakosta befassen.vDie Ausstellung ist nicht nur informativ, sondern auch vergnüglich, weil man beim Ansehen immer wieder neue Künstlerinnenpositionen und -geschichten kennen lernen kann.
Fraumatisch – Anna Meyer im Bauhaus Dessau
Der mit gleich 18 Arbeiten fulminanten Ausstellung, die aus einem längeren Stipendienaufenthalt am Bauhaus Dessau resultierte, ging eine intensive Recherche voraus. Anna Meyer interessierte dabei vor allem die Rolle der Frau am Bauhaus Dessau, frühe ökologische Bewegungen in Dessau und die Leerstellen der Moderne, die gerade in den Ideen des Bauhauses manifest erscheinen und bis heute das Leben auf dem „Planet Bauhaus“ in fataler Weise mitbestimmen. Diese drei Aspekte schließt Anna Meyer dann in ihrer Ausstellung in so intelligenten wie überraschenden Variationen kurz mit unserer aktuellen politischen Situation. Dass die Ausstellung in der ehemaligen Weberei des Bauhaus Dessau, also dem Ort, an dem damals vor allem Frauen tätig sein durften, stattfindet, unterstreicht zusätzlich die feministische Verve von Planet B Haus.
Postskriptum: Gottfried Helnwein, Gmunden und der Bundespräsident
In Gmunden hat Helnwein nun ein großformatiges Außenprojekt aus drei Teilen an den Fassaden von Rathaus und Stadttheater realisiert. Neuerlich sind Mädchen die Protagonistinnen: Zwei sich küssende betont stilisierte Mädchenköpfe am Rathaus unter dem Titel Erinnerung sowie am Stadttheater mit Die Schrecken des Krieges und Das Lächeln für den Künstler typische, von Modefotografie oder Gebrauchsgraphik inspirierte Motive zweier Mädchen, eine in SS-Uniform, die andere mit blutverschmiertem Kopf.
Gottfried Helnwein. Realität und Fiktion
Die Ausstellung, die die Albertina dem Künstler nun zum 75. Geburtstag ausgerichtet hat, ist seine vierte Ausstellung im Haus und konzentriert sich mit 43 Werken auf das Schaffen der letzten drei Jahrzehnte. Es sind großformatige Bilder, die, so der schon erwähnte Einführungstext, „von der Auseinandersetzung mit den Themen Schmerz, Verletzung und Gewalt geprägt“ sind. Immer wieder stellt Helnwein die Gewalt an Kindern als einen Fokus seiner Arbeit dar.
Ich bin anders, weil ich kann das. Stranger belongs to me
Ich bin anders, weil ich kann das – Stranger belongs to me (Zitat aus einem EsRAP Song) ist die Ausstellung im Taxispalais Kunsthalle Tirol, Innsbruck betitelt, die Werke von Bani Abidi, EsRAP, Aziz Hazara, Lucas Odahara und Setareh Shahbazi zeigt. Es ist dies der abschließende Teil der Taxispalais-Trilogie zu Fragen des Zusammenlebens und darüber, wie Diskurse um mehrfache Zugehörigkeiten in Westeuropa adäquat gedacht und praktiziert werden können. Kuratiert ist die Ausstellung von Nina Tabassomi & Vazira Fazila-Yacoobali Zamindar.
Anselm Kiefer in der Wiener Staatsoper
Für die Saison 2023/24 wählte die Jury Anselm Kiefer aus, der den 26. Eisernen Vorhang der Wiener Staatsoper mit seinem düster-melancholischen Bild Solaris (für Stanislaw Lem) gestaltete, das sich auf den gleichnamigen Planeten aus dem visionären Roman von Stanislaw Lem bezieht.
Was wir gemacht haben, empfinden wir als extrem luxuriös
Alice Creischer und Andreas Siekmann im Gespräch mit Hildegund Amanshauser, Wien 02.10.2023
Dieses Gespräch lässt die Zeit seit den späten 1980er Jahren Revue passieren und fragt nach entscheidenden Weichenstellungen in den Karrieren der beiden Kunstschaffenden. Beide haben nicht nur individuelle Karrieren, sondern auch gemeinsam und in verschiedenen Gruppenkonstellationen an Ausstellungs- und künstlerischen Projekten gearbeitet. Immer haben sie ihre Arbeitsmethoden dabei als künstlerische verstanden.
Ulrike Grossarth
In Zusammenhang mit der Retrospektive von Ulrike Grossarth, die 2022 unter dem Titel gibt es ein grau glühend?... im Badischen Kunstverein in Karlsruhe stattfand, hat Direktorin Anja Casser nun in der edition metzel das Katalogbuch Schule von Lublin herausgegeben, in dem Grossarth anhand von einzelnen Abschnitten, Werkgruppen oder Referenzen das Projekt in seiner Gesamtheit darstellt:
Performing 89
Kuratiert von Alina Șerban fand in Timișoara (Temeswar), einer der Kulturhauptstädte 2023, die Ausstellung Performing 89. States of Disillusion statt, die von den politischen Ereignissen seit 1989 in Rumänien, Serbien und Ungarn ausging, um sie in etwa 20 künstlerischen Arbeiten, wie der Titel besagte, wieder auftreten zu lassen.
EVA International
2023 findet zum 40. Mal die Ausstellung EVA International (ursprünglich Limerick Exhibition of Visual Art) in Limerick, einem Städtchen im Südwesten der Republik Irland statt. Ursprünglich 1977 als jährliche internationale Ausstellung gegründet,
Documenta 15 – was bleibt?
Euphorisch hatte Sam Bardaouil, der seit gut einem Jahr zusammen mit Till Fellrath den Berliner Hamburger Bahnhof leitet, kurz nach der Eröffnung der letztjährigen documenta 15 prognostiziert: „Diese Documenta wird die Weise ändern, wie wir Kunst sehen, was wir glauben, was eine Ausstellung darstellt.“(1) Diese Prognose aber hat sich dann leider doch als unrealistisch erwiesen, denn nicht nur in der Ausstellungslandschaft im deutschsprachigen Raum ist eine solche Veränderung hin zu mehr partizipativer Projektkultur, zu mehr politisch engagierter Kunst und zur Betonung des kollektiven Arbeitens kaum ablesbar.
Maria Bartuszová
Mit der Ausstellung von Maria Bartuszová eröffnet der neue Direktor des Museums Harald Krejci sein von ihm konzipiertes Programm mit einem Coup. Er setzt damit ein Zeichen, das er ursprünglich für seine vorhergehende Arbeitsstätte – das Belvedere Wien – plante und das er nun als Einstandsgeschenk für sein Publikum in Salzburg mitbringt. Ein Zeichen für eine wissenschaftlich fundierte qualitätsvolle Museumsarbeit.
Rosemarie Trockel
Susanne Neuburger über die Ausstellung Rosemarie Trockel im MMK Frankfurt: Keinerlei kuratorische Hinweise, kunsthistorische Bezugsetzungen oder institutionelle Absichtserklärungen begleiten die Retrospektive im Frankfurter MMK, die ganz auf die einzelnen Arbeiten und deren Installation zu setzten scheint: Einzig das Werk soll „sprechen“, wie Yilmaz Dziewior unlängst Rosemarie Trockel zitierte.
Geteilte Perspektiven auf Friedl Dicker-Brandeis
Susanne Neuburger im Gespräch mit Andreas Nierhaus, Wien 27.06.2023
Michèle Pagel: Reisst die Hütte ab!
Geboren 1985, studierte die Künstlerin in Leipzig und Wien. Ihre Arbeiten amüsieren und faszinieren derzeit das Publikum im Salzburger Kunstverein.
Reisst die Hütte ab! befasst sich mit dem Phänomen Einfamilienhaus, dem dahinterstehenden Familien- und Gesellschaftsmodell seit den 1950er Jahren und dessen ökonomischen Bedingungen und ökologischen Folgen.